Achtsamkeit: Positive Effekte

Achtsamkeit beschreibt einen Zustand der bewussten und wertungsfreien Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments. In einem achtsamen Zustand wird nicht versucht, die Wahrnehmung zu verändern oder zu verhindern, sondern Empfindungen, Gedanken und Gefühle anzunehmen, wie sie auftreten. Während dies für einige Menschen ein ganz natürlicher Zustand ist, fällt es anderen schwer, im Hier und Jetzt zu bleiben. Viele Menschen befassen sich gedanklich mit Geschehnissen aus der Vergangenheit oder Problemen der Zukunft und nehmen dabei den gegenwärtigen Moment nicht bewusst wahr. Des Weiteren ist es eine natürliche Reaktion auf unangenehme Gedanken oder Empfindungen, diese zu bewerten und verändern zu wollen.

Positive Effekte der Achtsamkeit
Ein Zustand der Achtsamkeit bringt diverse Vorteile im Alltag mit sich. Durch eine achtsame Haltung werden Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken unabhängig davon, ob wir sie als angenehm oder unangenehm bewerten, erfahren und akzeptiert, wie sie sind. Dies hilft, Situationen neutral einzuschätzen und eigene Muster und Reaktionen zu erkennen. Somit kann ein tieferes Verständnis für sich selbst entstehen. Aus diesem Verständnis entsteht die Möglichkeit, neue und funktionale Verhaltensweisen zu entwickeln. Achtsamkeit verhilft zu innerer Ruhe, Klarheit und Akzeptanz, was insbesondere in schwierigen Situationen eine bessere Bewältigung begünstigt. Mithilfe von Achtsamkeit kann Stress abgebaut und das Wohlbefinden gefördert werden. Für einige Menschen ist es ganz natürlich, in einen achtsamen Zustand zu kommen, während es anderen schwer fällt, im Moment zu bleiben. Mit Übung können jedoch alle Menschen Achtsamkeit erlernen und von den Vorteilen profitieren.
Studien haben gezeigt, dass Teilnehmer/-innen sich als glücklicher einschätzen, wenn sie bei Tätigkeiten gedanklich im Hier und Jetzt sind. Dabei spielte es keine Rolle, welche Tätigkeit sie dabei ausführten. Die Teilnehmer/-innen gaben sogar an, glücklicher zu sein bei achtsamen Tätigkeiten, als wenn sie stattdessen an etwas Schönes dachten. Weitere Studien zeigten positive Effekte der Achtsamkeit auf Symptome der Depression, Angst und Schmerzen. Es konnte nachgewiesen werden, dass Achtsamkeitsinterventionen zu einer Reduktion des Stressniveaus und von Erschöpfung sowie zur Verbesserung der Stimmung, Lebensqualität und des Schlafes beitragen. Die Effekte von Achtsamkeit können sich des Weiteren biologisch nachweisen lassen. So zeigte eine Studie auf, dass durch die Anwendung von Achtsamkeit das Stresshormon Cortisol weniger ausgeschüttet wurde, was auf eine reduzierte Stressanfälligkeit durch die Anwendung von Achtsamkeit schliessen lässt.

Abgrenzung der Achtsamkeit von Konzentration
Der Zustand der Achtsamkeit und Konzentration weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Beide Zustände beschreiben eine Form der Wahrnehmung und Aufmerksamkeitsfokussierung. In beiden Zuständen gilt es, Vergangenes und Zukünftiges auszublenden und ganz im Moment zu bleiben. Des Weiteren lassen sich beide Zustände trainieren. Dennoch lassen sie sich klar voneinander abgrenzen. Die Konzentration besteht darin, seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bereich der Wahrnehmung zu fokussieren und diesen bewusst wahrzunehmen. Dabei wird der Fokus der Aufmerksamkeit eingegrenzt zugunsten einer detaillierten Wahrnehmung. In einem Zustand der Konzentration ist der Mensch unzugänglich, zurückgezogen und versunken. Bei der Achtsamkeit hingegen wird bewusst kein Fokus gesetzt, sondern die Wahrnehmung soll in seiner ganzen Fülle erfolgen. Dabei wird angestrebt, eine möglichst weite, umfassende Wahrnehmung zu erreichen. Im Gegensatz zur Konzentration ist der Mensch dabei offen, zugänglich und hellwach.

Teil 2: Herkunft und Anwendung
Teil 3: Wechselwirkung mit psychischen Störungen
Teil 4: Erfahrungen einer Patientin