Depression im Kindes- und Jugendalter: Geschichte einer Patientin

Die 15-jährige Lea wurde notfallmässig in einem Kinderspital aufgenommen, nachdem sie in suizidaler Absicht eine Packung Schmerzmittel eingenommen hatte. Nach der notärztlichen Versorgung kam sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie nach Littenheid, wo sie lernte, wieder Perspektiven in ihrem Leben zu erkennen.

Lea geht es bereits seit einiger Zeit nicht gut. Sie fühlt sich von ihrem Freundeskreis ausgeschlossen und in der Schule gemobbt. Sie weiss nicht, wieso sich keiner mehr mit ihr treffen will. «Ich habe niemandem etwas getan, aber die anderen Mädchen in der Klasse machen sich dauern lustig über mich und schreiben gemeine Sachen in den sozialen Medien», klagt sie. Aus Angst, etwas Falsches zu sagen und dann ausgelacht zu werden, traut sich Lea nicht mehr, aktiv am Schulunterricht teilzunehmen. Bereits vor etwa anderthalb Jahren hat sie sich immer mehr zurückgezogen, konnte sich über nichts mehr freuen. Zwar ging sie immer zur Schule, aber es fiel ihr immer schwerer, morgens aufzustehen. Den ganzen Tag über fühlte sie sich energielos. In der Schule konnte sie sich nicht mehr konzentrieren und für die Hausaufgaben brauchte sie eine Ewigkeit. Schliesslich sind auch ihre Noten in den Keller gerasselt. «Früher ging ich gerne zum Breakdance und spielte Flöte. Ich habe aber damit aufgehört, weil es mir keinen Spass mehr machte», sagt Lea.

 

Nach der Notfallaufnahme im Kinderspital wurde Lea auf eine Krisen- und Therapiestation für Jugendliche der Clienia Littenheid verlegt. Dort lernte sie andere Jugendliche kennen, von denen einige ganz ähnliche Probleme hatten wie sie. Durch gemeinsame Aktivitäten und die Einbindung in die Struktur auf der Station konnte Lea immer besser in den Alltagsrhythmus zurückfinden. Auch am Besuch der Klinikschule fand sie zunehmend Gefallen. Therapeutisch standen die Belastungen in der Schule und im Freundeskreis sowie die damit verbundenen Misserfolge im Vordergrund. Durch ein Übermass an negativen Erfahrungen und Abwertungen verstärkten sich bei Lea Selbstzweifel. Daraus entwickelte sich eine grosse Unsicherheit mit vielen Ängsten, Hemmungen und dem Gefühl, die Dinge um sie herum nicht mehr beeinflussen zu können. Die Interventionen fokussierten einerseits darauf, die Belastungen zu reduzieren und andererseits, positive Erfahrungen und Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Ungünstige Bewältigungsmuster wurden durch Übungen und Unterstützungen ausgeglichen. Lea befasste sich mit ihren negativen, pessimistischen und dem Selbstwert schadenden Gedanken. Und sie lernte, alternative, hilfreiche Gedanken zu entwickeln. Nach einem mehrwöchigen Therapieaufenthalt konnte Lea wieder nachhause entlassen werden. Mehrere Belastungserprobungen in ihrer Schule ermöglichten ihr einen guten Wiedereinstieg. 

Teil 1: Symptome und Diagnose
Teil 2: Ursachen
Teil 3: Behandlung