Job Coaching: Wirkungsweise

Viele berufliche Wiedereingliederungsprogramme für psychisch erkrankte Personen führen nicht zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Das Supported Employment „Individual Placement and Support (SE-IPS)“ versucht genau dies zu ändern.

8 Grundsätze des Programms

Die Supported Employment-Methode „Individual Placement and Support“ (SE-IPS) ist eine hochwirksame Form des Job Coachings. Im Rahmen dessen werden Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt  für psychisch erkrankte Personen vermittelt, darüber hinaus werden  betroffene Personen beim beruflichen Wiedereinstieg begleitet. SE-IPS ist ausserdem für die Aufrechterhaltung von Arbeitsplätzen trotz psychischer Erkrankung geeignet. Das SE-IPS orientiert sich an acht Grundsätzen. (1) Das Ziel des Programms ist ein bezahlter Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. (2) Alle, die arbeiten wollen, sind für das SE-IPS Programm geeignet. (3) Die Arbeitssuche beginnt sofort nach dem Eintritt ins Programm. (4) Die Arbeitssuchenden werden durch einen Job Coach unterstützt, der sich gezielt an den Berufswünschen und individuellen Bedürfnissen des Betroffenen orientiert. (5) Der Job Coach und das bestehende psychiatrische Behandlungsteam arbeiten dabei räumlich und inhaltlich eng zusammen. (6) Sozialberatung ist ein wichtiger Bestandteil des Job Coachings. (7) Die Job Coaches knüpfen, den Wünschen der Klientinnen entsprechend, Beziehungen zu den Arbeitgebenden. (8)  Die Unterstützung durch den Job Coach ist zeitlich nicht begrenzt und reicht über den Stellenantritt hinaus, solange ein Bedarf vorhanden ist.

Besonderheiten des SE-IPS

Im Unterschied zu anderen beruflichen Wiedereingliederungsprogrammen, bei denen zuerst ein Trainingsprogramm für die anschliessende Jobsuche durchlaufen wird, findet das SE-IPS nach dem Prinzip „first place, then train“ statt. Zuerst wird gemeinsam mit dem Job Coach ein Job gesucht, dann werden die konkret entstehenden Herausforderungen am neuen Arbeitsplatz gemeinsam gelöst und persönliche Strategien entwickelt. Es ist das oberste Ziel, dass die Arbeitssuchenden einen Job im ersten Arbeitsmarkt finden und nicht auf dem zweiten Arbeitsmarkt, also z.B. in einer geschützten Werkstätte, oder in der Freiwilligenarbeit. Zudem wird Wert darauf gelegt, dass der Stellenantritt sehr rasch erfolgt. Mit der Unterstützung und Vernetzung des Job Coaches soll innerhalb eines Monats eine langfristige Stelle gefunden werden, die den Berufswünschen der Arbeitssuchenden entspricht. Als weiterer zentraler Unterschied zur traditionellen Arbeitsrehabilitation ist das Coaching bewusst nicht zeitlich begrenzt. So ist Raum für eine individuelle Begleitung durch verschiedene Phasen der Jobsuche, des Stellenantritts und der beruflichen Entwicklung im Job gegeben. Zudem wird der Arbeitgeber gezielt in den Rehabilitationsprozess mit einbezogen. Die Begleitung durch den Jobcoach findet am Arbeitsplatz statt und involviert Vorgesetzte und Kollegen, sofern dies von den Klientinnen und Klienten so gewünscht ist. 

Wirksamkeit des Job Coachings

Die Wirksamkeit von SE-IPS-Programmen ist wissenschaftlich hervorragend belegt. Seit das SE-IPS Anfang der 1990er-Jahre entwickelt wurde, haben zahlreiche Studien die Überlegenheit des Programms gegenüber traditionellen beruflichen Rehabilitationsprogrammen festgestellt. Wer an einem SE-IPS-Programm teilnahm, erhielt zweieinhalb Mal häufiger eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, in der Schweiz sogar sechsmal häufiger.  Eine zeitlich unbefristete Unterstützung, die in der Praxis immer noch  zu wenig umgesetzt wird, ist dabei ein zentraler Faktor für die Nachhaltigkeit des SE-IPS. 

Wem hilft SE-IPS?

Erwiesenermassen ist das SE-IPS Programm bei Arbeitssuchenden mit unterschiedlichen Berufsbiographien und verschiedenen psychischen Erkrankungen wirksam. Ein frühzeitiger Zugang zum Programm ist dabei besonders günstig. Voraussetzung für die Teilnahme ist der Wunsch, im allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten. Auf Persönlichkeits- und Eignungstests wird bewusst verzichtet. An SE-IPS angelehntes Job Coaching hilft psychisch erkrankten Personen, nicht nur einen Arbeitsplatz zu erwerben, sondern kann auch dazu dienen, einen bestehenden Arbeitsplatz langfristig zu erhalten. 

Wie ein Job Coaching nach dem oben beschriebenen Modell genau abläuft, beschreibt der dritte Beitrag.

Teil 1: Einführung

Teil 3: Behandlung

Teil 4: Geschichte einer Patientin