Schulverweigerung: Behandlung

Teil 1: Symptome

Teil 2: Ursachen und Entstehungsfaktoren

Bei der Schulverweigerung handelt es sich um ein vielschichtiges, komplexes Problem, dem unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können. Die Belastung ist sowohl für die Kinder und Jugendlichen wie auch für die Familie und Schule sehr hoch. Aufgrund der individuellen Ursachen bedarf es einer genauen Analyse der verursachenden Faktoren, um eine wirkungsvolle Behandlung einzuleiten. Es kommen pädagogische und psychologische sowie gegebenenfalls therapeutische Massnahmen zum Einsatz.

Behandlungsmöglichkeiten
Beim Auftreten von Schulverweigerung ist eine möglichst rasche Reaktion von grosser Bedeutung. Je länger die Schulverweigerung andauert, desto schwieriger ist es, den regelmässigen Schulbesuch wiederherzustellen. Die Behandlung gelingt am besten, wenn alle beteiligten Institutionen gut zusammenarbeiten. Ein regelmässiger Austausch in Fallkonferenzen, ein gemeinsam erstellter Hilfeplan sowie klare Kommunikation sorgen für Transparenz und Kontinuität. Es kann hilfreich sein, wenn eine Person die Fallverantwortung übernimmt und die Zusammenarbeit koordiniert. Die involvierten Stellen umfassen die Schulleitung, Klassenlehrperson, schulische Heilpädagogik und Schulsozialarbeit, schulpsychologische Dienste, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Eltern sowie gegebenenfalls Jugendämter bzw. Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden oder Beistandschaften.

Eine bewährte Massnahme ist die Erstellung eines Plans, wie die individuelle schulische Wiedereingliederung erfolgt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass das betroffene Kind nicht überfordert wird und mit angemessener Geschwindigkeit der Belastungssteigerung an die Anforderungen des Schulalltags herangeführt wird. Eine gute Möglichkeit dafür stellen beispielsweise Stufenpläne dar. Diese beginnen mit wenigen Unterrichtsstunden pro Woche und werden schrittweise gesteigert. Auch Einzelförderung, der Wechsel in eine kleinere Lerngruppe oder vorübergehende Lernzeiten ausserhalb der Klasse können helfen, das schulische Selbstvertrauen und das Selbstwirksamkeitserleben wieder aufzubauen. Wenn der Grund für die Schulverweigerung in Zusammenhang mit Mobbing oder anderen negativen Schulerfahrungen steht, kann manchmal ein Schulwechsel zielführend sein. Hierbei sind enge Kommunikation zwischen Schule, Elternhaus und Fachkräften und frühes Erkennen und Reagieren auf Vermeidungsverhalten und -strategien besonders wichtig.

Für manche Kinder oder Jugendliche ist die sofortige Rückkehr an die Regelschule noch nicht möglich. In solchen Fällen können sie von alternativen Bildungsangeboten profitieren, um die Weiterführung der schulischen Förderung und sozialen Stabilisierung sicherzustellen. Eine Möglichkeit hierfür bietet ein tagesklinisches Angebot, wobei die Kinder oder Jugendlichen zeitgleich therapeutisch unterstützt werden können. Diese Angebote sind zeitlich befristet und haben zum Ziel, eine schrittweise Reintegration in das Regelschulsystem zu ermöglichen. Auch Time-Out-Schulangebote können in solchen Fällen überbrückende Lösungen ermöglichen, wobei in solchen Schulangeboten üblicherweise kleiner Klassengrössen und engere pädagogische Betreuung die Aufrechterhaltung des Schulalltages zusätzlich unterstützen können.

Eine psychotherapeutische Begleitung der Kinder und Jugendlichen ist insbesondere dann indiziert, wenn die Schulverweigerung aufgrund von Ängsten, depressiver Verstimmung oder anderen psychischen Belastungen auftritt. Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie, wobei in solchen Behandlungen häufig eine graduierte Exposition mit dem Schulbesuch in kleinen, kontrollierten Schritten durchgeführt wird. Die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Denkmuster zu hinterfragen und entwickeln konkrete Bewältigungsstrategien. Die psychotherapeutische Behandlung umfasst zudem häufig Entspannungsverfahren, soziales Kompetenztraining und die Vermittlung von Strategien zur Emotionsregulation. Die Behandlung kann sowohl ambulant oder tagesklinisch als auch, insbesondere bei schweren oder chronifizierenden Verläufen, stationär erfolgen.

Zuletzt kommt der Arbeit mit der Familie eine besonders wichtige Bedeutung zu. Die Schulverweigerung ist zumeist nicht nur ein Symptom der betroffenen Kinder und Jugendlichen, sondern steht häufig mit dem sozialen Umfeld in Zusammenhang. Eine Behandlung im Familiensystem erfolgt unter anderem über die Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern. In gemeinsamen Gesprächen, Elterntrainings oder systemischen Familienberatungen werden Verhaltensmuster reflektiert, die Kommunikation verbessert und der Umgang mit Konflikten geschult. Wichtig ist es, Eltern sowohl in die Verantwortung zu nehmen als auch ihnen Unterstützung und Orientierung zu bieten. Wenn das Familiensystem sehr belastet ist, kann der Einsatz einer sozialpädagogischen Familienhilfe oder Familienbegleitung dabei helfen, den Alltag zu stabilisieren und förderliche Rahmenbedingungen für eine Rückkehr an die Schule zu schaffen.

Nach einer erfolgreichen Rückkehr an die Schule ist es wichtig, Rückfällen mithilfe einer Nachsorgephase vorzubeugen. Es hat sich bewährt, die Erfolge aufzuzeigen, bei Bedarf die Unterstützungsmassnahmen aufrechtzuerhalten oder niederschwellig zu erneuern und das Kind oder den Jugendlichen weiter zu begleiten.

Teil 4: Geschichte einer Patientin